Transparenz

Zur Transparenz in der Wissenschaft

Transparenz gehört zur wissenschaftlichen Arbeit dazu: wissenschaftliche Methoden sind darauf angelegt, intersubjektiv nachvollziehbar und damit überprüfbar zu sein. Deswegen kommunizieren Forschende ihre methodischen Schritte und machen sie in Publikationen mindestens der Fachöffentlichkeit, häufig aber auch der Öffentlichkeit (open science) zugänglich. In einer Zeit sich ändernder Wissenschaftskommunikation und verstärkter Medialisierung wissenschaftlicher Tätigkeit – weil immer mehr gesellschaftliche Gruppen und Akteure auf medialen Plattformen Fragen an die Forschung stellen – ist es eine Frage der Glaubwürdigkeit, Methoden auch über den Kreis des Fachkollegiums öffentlich zu machen: damit sie für alle nachvollziehbar sind. „Selbsttransparenz“ ist dabei das proaktive, eigenständige Bemühen der Institution um Transparenz; „Fremdtransparenz“ wäre diejenige, die durch Aktivitäten von außen geschieht. Selbsttransparenz führt dazu, dass die Wissenschaft sich in Sachen Veröffentlichung selbst positioniert, also selbst zur Diskussion stellt. Institutionen, die transparent kommunizieren, signalisieren damit, dass Transparenz zu ihrem institutionellen Selbstverständnis gehört, und dass sie zu ihren Methoden steht. Zur Transparenz gehört heute dazu, dass die Informationen auch gleich Gesprächsangebote sind: Sie müssen auffindbar sein und zur Partizipation einladen.
Prof. Dr. Annette Leßmöllmann, Prodekanin KIT-Fakultät für Geistes- und Sozialwissenschaften, Wissenschaftskommunikationsexpertin

Entstehung der deutschen Transparenzinitiative

Wie in der Corona Pandemie bereits im Frühjahr 2020 deutlich wurde, gewinnt das Thema Kommunikation in der Wissenschaft immer mehr an Relevanz. Das gesellschaftliche Interesse an Forschung steigt stetig. Dadurch steigt auch die Verantwortung und Verpflichtung der Wissenschaft, sich in den öffentlichen Diskurs dialogbereit einzubringen und transparent über die eigene Arbeit zu kommunizieren. Nicht zu kommunizieren führt – insbesondere bei kontroversen Themen, wie der Nutzung von Tieren in der Forschung – zu einem Vakuum, welches mit interessengeleitetem Inhalt gefüllt werden kann.

Das Ziel einer offenen, dialogbereiten und transparenten Kommunikation über Tierversuche ist daher, Informationen zur Verfügung zu stellen, um einem solchen Vakuum vorzubeugen schließen und eine sachliche Diskussionsbasis zu schaffen.

Um dieses Ziel zu fördern, haben die Informationsinitiative „Tierversuche verstehen“ der Allianz der Wissenschaftsorganisationen (TVV) und die Senatskommission für tierexperimentelle Forschung der DFG (SK) im Frühjahr 2020 mit der Arbeit an einer Initiative zur transparenten Kommunikation zu Tierversuchen begonnen. Vorbild waren dabei die mittlerweile zahlreichen Transparency Agreements in anderen europäischen Ländern, die zu diesem Zeitpunkt schon existieren (siehe Liste unten) und das gleiche Ziel verfolgen: Eine offene und proaktive Kommunikation über Tierversuche mit der Öffentlichkeit. Mit der „Initiative Transparente Tierversuche“ schließt sich Deutschland dieser positiven Entwicklung hin zu mehr Kommunikation an.

Unter Mitwirkung der Wissenschaftskommunikationsexpertin Prof. Dr. Leßmöllmann (KIT) entstand eine Erklärung, die sich inhaltlich an den bereits bestehenden Transparency Agreements orientiert und 4 klare Ziele formuliert.

Ende 2020 wurde die Erklärung durch den erweiterten Vorstand und das Präsidium der DFG und im März 2021 durch die Allianz der Wissenschaftsorganisationen verabschiedet. Als „Startsschuss“ wurde am 01.07.2021 die „Initiative Transparente Tierversuche“ mit über 50 Erstunterzeichnenden der Öffentlichkeit vorgestellt.

Andere europäische und außereuropäische Transparency Agreements

Das britische Transparency Agreement war das erste in Europa und hat inzwischen 127 Unterschriften (Stand 06/2021). Gegründet wurde das Concordat von Understanding animal research. Die vier formulierten Ziele wurden von den später folgenden Transparency Agreements inhaltlich weitestgehend übernommen:

Commitment 1: We will be clear about when, how and why we use animals in research.

Commitment 2: We will enhance our communications with the media and the public about our research using animals.

Commitment 3: We will be proactive in providing opportunities for the public to find out about research using animals.

Commitment 4: We will report on progress annually and share our experiences.

Das spanische Transparency Agreement wurde gemeinsam von der COSCE (Confederation of Scientific Organizations and Societies of Spain) und EARA (European Animal Research Association) entwickelt. Stand 05/2021 haben 145 Institutionen unterschrieben.

Das portugisische Transparency Agreement wurde gemeinsam von der SPCAL (Portuguese Society of Science in Laboratory Animals) und EARA (European Animal Research Association) entwickelt. Stand 06/2021 haben 18 Institutionen unterschrieben.

Das belgische Transparency Agreement wurde gemeinsam vom BCLAS (Belgian Council for Laboratory Animal Science) und EARA (European Animal Research Association) entwickelt. Stand 06/2021 haben 19 Institutionen unterschrieben.

Das französische Transparency Agreement wurde vom Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Innovation initiiert und durch GRICOR (Interprofessional reflection and communication group on research) koordiniert. Stand 02/2021 haben 30 Institutionen unterzeichnet.

Das niederländische Transparency Agreement für Tierversuche wurde gemeinsam von Wissenschaftler*innen, EARA (European Animal Research Association) und SID (Stiching Information Dierproeven) ins Leben gerufen. Stand 08/2022 haben 20 Institutionen unterzeichnet.

Das neuseeländische Transparency Agreement hat im Vergleich zu den anderen Agreements 5 Ziele. Hier wird die Kommunikation über Tierversuche mit den Ureinwohnern Neuseelands besonders hervorgehoben. Stand 08/2022 haben 26 Institutionen unterzeichnet.

Das Schweizer Transparency Agreement ist eine Entwicklung der Kammer der Universitäten. Stand 08/2022 haben 24 Institutionen unterzeichnet.

Das australische Openness Agreement wurde, ebenso wie das neuseeländische, von einer von ANZCCART (Australian & New Zealand Council for the Care of Animals in Research and Teaching) einberufenen Arbeitsgruppe entwickelt, in der Spitzengremien aus dem Hochschulbereich und der medizinischen Forschung, Finanzierungseinrichtungen, Berufsverbände und Tierschutzorganisationen vertreten waren. Eine offizielle Zahl an unterzeichnenden Institutionen gibt es noch nicht.